18.11.20

Die Stadtkirche braucht Hilfe: Das Chordachgestühl ist marode

Die Schorndorfer Nachrichten berichten über die notwendigen Renovierungsarbeiten und den Finanzierungsbedarf zur Absicherung des Dachgestühls.

1. Vorsitzender des Kirchbauvereins, Prof. Wolfmaier im Gespräch mit Stadtkirchenpfarrerin Eisrich. © Gaby Schneider

 
 

Von außen ist nichts zu sehen und auch von innen wirkt die Stadtkirche tadellos. Tatsächlich weiß man aber seit der vor sechs Jahren abgeschlossenen Innenrenovierung, dass die Statik des Chordachgestühls gefährdet ist.

 

 

SCHORNDORFER NACHRICHTEN

 

Die Holzschwellen, auf denen sich die Sparren abstützen, haben nachgegeben, so dass der ganze Dachstuhl droht, auf den Scheitel des Kreuzgewölbes zu drücken. Provisorisch konnte das Gebälk mit einem Zugwerk gesichert werden, doch es besteht Handlungsbedarf – auch angesichts der Kostenentwicklung: Vor drei Jahren ist die Stadtkirchengemeinde noch von Sanierungskosten in Höhe von 426 000 Euro ausgegangen, mittlerweile liegt die Kostenschätzung bei knapp 700 0000 Euro.

120 000 Euro hat der Kirchbauverein auf dem Konto, 94 000 Euro die Kirchengemeinde. Doch es fehlen – trotz Zuschüssen von der Landeskirche, des Kirchenbezirks und des Landesdenkmalamts in Höhe von insgesamt 336 000 Euro – noch immer 148 000 Euro. Für Pfarrerin Dorothee Eisrich ist klar: „Jetzt brauchen wir wirklich die Mithilfe der Bürgerschaft, das schafft die Kirchengemeinde nie und nimmer.“ Und die Stadtkirche, daran erinnert auch Christof Wolfmaier als Vorsitzender des Kirchbauvereins, ist ja mehr als ein Gebäude, in dem Gottesdienste gefeiert werden: Die Stadtkirche ist Sehnsuchtsort, ein Ort der Hoffnung – und ein prägnantes, historisches Gebäude, das mit dem 66 Meter hohen Kirchturm als markantes Wahrzeichen über die Stadt und die Zeit hinausragt.
Bürgerkirche für alle – in der Krise besonders wichtig

Für Pfarrerin Eisrich ist die Stadtkirche vor allem auch eine Bürgerkirche, die allen offenstehen soll, die als Veranstaltungs- und Konzertraum dient. „Und Gott sei Dank“, sagt Eisrich, „gibt es solche Gebäude.“ Das werde in Corona-Zeiten deutlich bewusst – auch dass hier angesichts der Größe im Moment trotz Abstand- und Hygieneregeln noch Gottesdienste mit 200 Gläubigen gefeiert werden können.

Da der Grundstock an Eigenmitteln steht, soll im Herbst 2021 mit den Bauarbeiten zur Sanierung des Chordachgestühls begonnen werden. In diesem Sommer waren bereits erste Notsicherungsmaßnahmen notwendig geworden und ein paar Tage lang sogar ein Baukran auf dem Kirchplatz zu sehen gewesen: Ziegel und Schneefanggitter mussten fixiert werden. Doch jetzt geht es vor allem ums Geldsammeln. Und das ist in Corona-Zeiten deutlich schwieriger geworden.

Benefiz-Konzerte aufs kommende Jahr verschoben

Benefiz-Konzerte mit „Harmonic Brass“ und dem Bosch-Sinfonieorchester waren geplant und sind jetzt aufs kommende Jahr verschoben. Auch das Daimler-Sinfonieorchester will Christof Wolfmaier für ein solches Konzert gewinnen. Außerdem gibt es – als Gemeinschaftsaktion von Weingärtnergenossenschaft und Kirchbauverein – den Stadtkirchen-Wein und -Traubensaft zu kaufen. Weiterhin gibt es zugunsten der Stadtkirche Gedenktafeln, von denen an der West- und Nordseite des Kirchplatzes schon eine ganze Reihe installiert ist. Neu aufgelegt ist rechtzeitig zu Weihnachten auch eine Benefiz-Aktion des Strümpfelbacher Bildhauers Prof. Karl Ulrich Nuss: In einer limitierten Auflage gibt es zehn kleinere Bronze-Figuren für rund 900 Euro und zehn größere Originale für rund 1800 Euro zu kaufen. Geordert werden können sie – natürlich auch für Jubiläen, für Geburtstage und jeden anderen Anlass – bei Annegret Scherz-Dollmann, der Laienvorsitzenden des Gesamtkirchengemeinderats Schorndorf,unter01 70/3 43 79 34. Außerdem kommt über Vermächtnisse, Geburtstags- und Jubiläumsspenden, regelmäßige Opfer und Mitgliedsbeiträge immer wieder Geld in die Kasse.

Der Kirchbauverein, vor 25 Jahren gegründet, hat jedenfalls schon mehr als eine Million Euro für die 543 Jahre alte Stadtkirche gesammelt – und trägt jetzt wieder dazu bei, dass die Stadtkirche erhalten werden kann. Und das wird, auch wenn im Moment keine weiteren Schäden zu erkennen sind, eine Daueraufgabe bleiben: „Den Kirchbauverein wird’s noch lange geben“, sagt Wolfmaier und erinnert an andere Städte, wo es, wie in Ulm oder Freiburg, sogar ständige Bauhütten für den Erhalt der Kirchen gibt.

Wer sich solidarisch mit der Stadtkirche fühlt, kann dem Kirchbauverein gerne beitreten – für einen Jahresbeitrag von 20 Euro oder mehr. Insbesondere junge Mitglieder, sagt Christof Wolfmaier, sind willkommen. Im Moment liegt der Altersdurchschnitt bei über 60 Jahren.

Fast jedes Mal, wenn sie in der Stadt unterwegs ist, wird Pfarrerin Dorothee Eisrich gefragt, wie Weihnachten in der Stadtkirche werden wird. Angesichts des großen Interesses kündigt sie schon zum jetzigen Zeitpunkt an, dass es an Heiligabend auf dem Marktplatz von 17.30 bis 18.30 Uhr eine weihnachtliche Klanginstallation mit dem Posaunenchor geben wird, die die Schorndorferinnen und Schorndorfer entsprechend den Abstands- und Hygieneregeln – und mit einer Kerze in der Hand – erleben können.Gottesdienste in der Stadtkirche wird es an Heiligabend um 14 Uhr, um 16 Uhr und um 18 Uhr (mit Livestream) geben. Außerdem ist ein For-You-Gottesdienst geplant. Aktuell können im Kirchenraum 200 Gläubige dabei sein, die Plätze sollen über ein Ticketsystem vergeben werden.

© Schorndorfer Nachrichten, Foto: Gaby Schneider